Das sensationelle Endspiel Griechenland-Portugal stand vor der Tür. Meine griechenlandvernarrte Freundin K. wollte unbedingt dieses historische Ereignis beim Griechen um die Ecke erleben. Als wir kurz vor Anpfiff ankamen war der Laden natürlich brechend voll, an der Wand hing schon ein großes Schild "Bitte nicht auf den Tischen tanzen!".
Sobald die Griechen auch nur in der Nähe des Balls standen tobte der Saal und als schließlich das Unfassbare geschah, war alles vorbei…
Natürlich gab es ab jetzt Ouzo aufs Haus. "Super", dachte ich, "trink ich doch nochn bisschen Ouzo aus meinem Bierglas, is ja auch lecker, dann geh ich nach Hause, muss ja schließlich morgen früh aufstehen."
Prima Idee!
Kurz darauf ging ich auf einer Ouzowolke schwebend in Richtung Toilette, doch erreichte ich diese nie. Ein wahnsinnig charmanter Mann lief mir über den Weg und wir knutschten. Wahrscheinlich musste er mich erst lange dazu überreden, denn ich bin ja kein leichtes Mädchen. Wie er allerdings aussah, das erkannte ich in diesem Zustand nicht mehr, jedenfalls dachte ich die ganze Zeit der kann gar nicht küssen. Aber irgendwie war scheinbar meine Ouzo-Aura unwiderstehlich, denn der wollte einfach nicht aufhören. Als ich mich irgendwann wieder ins feiernde Getümmel stürzte um K. zu sagen ich müsse jetzt unbedingt gehen, musste ich in der allgemeinen Euphorie noch tanzen.
Natürlich auf dem Tisch, alles andere war besetzt.
Doch mein neuer Freund riss mich, als ich mich gerade eingetanzt hatte, unsanft polternd herunter und steckte mir seine Zunge in den Hals. Ich denke zumindest, das es der Gleiche vom gemütlichen Toilettengang war, oder küssen alle griechischen Männer beschissen?
Damit jedenfalls wurden mir die letzten Lichter ausgeknipst.
Als ich schließlich irgendwann in irgendeinem Nachtbus saß, bin ich natürlich eingeschlafen und in der Einöde aufgewacht. anschließend musste ich mich noch im Bus diskret übergeben und die umliegenden Leute, die mich freundlich-interessiert anschauten, fragen, wo wir eigentlich sind. Ich schaffte es an der nächsten Haltestelle auszusteigen, ohne blassen Schimmer wo ich genau war, und setzte mich erschöpft auf
den Bürgersteig.
Ich muss dann wohl eingeschlafen sein.
Als ich erwachte versuchte ich mich zu konzentrieren was ich nun tun muss um endlich nach Hause zu kommen. Komischerweise fand ich meinen Geldbeutel nicht mehr – also kein Taxi. Ich schaffte es irgendwie auf die andere Straßenseite zum nächsten Bushäuschen zu kommen, in der Hoffnung irgendwann
kommt der richtige Bus, der dich bestimmt gerne für umsonst mitnimmt.
Ich muss dann wohl eingeschlafen sein.
Plötzlich stand ich in einem Bus vor einem freundlichen Busfahrer, der mir bestätigte, dass er in meine Richtung fahre und er sagte auch nichts weiter als ich dann einfach mit einem "Gottseidank" an ihm vorbei in den Bus stieg.
So glücklich meinen Haustürschlüssel in meiner Jackentasche zu finden war ich am Ende selten! Sehr erleichtert bin ich auch, dass ich nur zwei Stunden zu spät zum Arbeiten kam, die merkwürdigen Flecken aus meinen Sachen rauszuwaschen gingen und meine Schrammen am Rücken vom Tischsturz mittlerweile am Abheilen sind.
Wie meine Freundin K. diesen Abend noch weiter erlebte, ja, das würde sie heute auch gerne wissen….
Ouzo ist Teufelszeug – aber Griechenlandfans sind wir trotzdem!